"Kein Kind in Paternoster
sollte jemals ohne Traum sein"
Geschichte und Philosophie des Paternoster Partnership Project
Paternoster - ein Ort mit ungewisser Zukunft
Paternoster ist ein kleines, abgeschiedenes Fischerdorf an der Westküste Südafrikas, ca. zwei Autostunden von Kapstadt entfernt. Dort leben ca. 2.500 Menschen, die meisten von ihnen sogenannte "colored people", die traditionell vom Fischfang lebten. Das ist heute kaum noch möglich und die Kinder und Jugendlichen versuchen sich neu zu orientieren.
Circa die Hälfte der Kinder in Paternoster wachsen nur mit der Mutter auf. Einige Mütter wurden zu früh schwanger und versuchen Alltagsprobleme mit Drogen und Alkohol zu lösen. Als Resultat kommen viele Kinder mit dem FA-Syndrom (Fetales Alkoholsyndrom) zur Welt. In der St. Augustine`s Primary School kommen alle Kinder zusammen, ob völlig gesund, HIV-positive, mit Verhaltensstörungen oder Lernbehinderungen. Auch wenn die Kinder den Leistungsanspruch nicht erfüllen, werden sie in die nächste Klassenstufe versetzt. So entstehen leistungsheterogene Klassen, in denen das Unterrichten und das Lernen erschwert ist. Die Lehrer kämpfen einerseits mit Disziplinproblemen andererseits mit Mathe- und Leseschwächen bis hin zum Analphabetismus. Eine Förderung durch das Elternhaus ist nicht zu erwarten. Das Einbringen des Lebensunterhaltes steht im Vordergrund. Die Kinder verbringen die meiste Zeit auf der Straße. Oft dealen sie, um das Einkommen der Familie zu sichern.
Die Kinder in Paternoster träumen davon Fischer zu werden, so wie ihre Urgroßväter, Großväter und Väter. Aber die Fischfangquoten schrumpfen an der Südafrikanischen Westküste schrumpfen und somit auch die Möglichkeit der Kinder, in die Fußstapfen ihrer Vorfahren zu treten. Wovon sollen die Kinder jetzt träumen?
Seit Oktober 2016 implementieren wir Schritt für Schritt ein Nachmittagsprogramm, das sich an die 200 6- bis 13jährigen der St. Augustine´s Primary School richtet. Unser Ziel ist es zum einen, so viele Kinder wie nötig am Nachmittag zu betreuen. Zum anderen wollen wir ein Angebot zu schaffen, dass neben der obligatorischen Hausaufgabenbetreuung Inhalte bietet, die altersgerechte Lebenskompetenzen und Fertigkeiten vermittelt. In kleinen Arbeitsgemeinschaften lernen die Kinder unter anderem Schach zu spielen, eine Schulzeitschrift zu erstellen oder Lego-Roboter zu programmieren.
Beginn des Engagements durch unsere Stiftung im Jahr 2016
Seit Oktober 2016 implementieren wir Schritt für Schritt ein Nachmittagsprogramm, das sich an die 200 6- bis 13jährigen der St. Augustine´s Primary School richtet. Unser Ziel ist es zum einen, so viele Kinder wie nötig am Nachmittag zu betreuen. Zum anderen wollen wir ein Angebot zu schaffen, dass neben der obligatorischen Hausaufgabenbetreuung Inhalte bietet, die altersgerechte Lebenskompetenzen und Fertigkeiten vermittelt. In kleinen Arbeitsgemeinschaften lernen die Kinder unter anderem Schach zu spielen, eine Schulzeitschrift zu erstellen oder Lego-Roboter zu programmieren.
In den ersten vier Monaten unserer Arbeit an der Grundschule in Paternoster konzentrierte sich das Nachmittagsprogramm auf die Vermittlung von Kompetenzen im Bereich Gesang, Tanz, Theater und der englischen Sprache. Die Arbeit der verschiedenen Arbeitsgemeinschaften mündete in der Aufführung des Kindermusicals „Das Vierfarbenland“. 150 Schulkinder, also fast die ganze Schule, wirkten an dem Gemeinschaftsprojekt mit. Auf der kleinen Bühne der Gemeindehalle in Paternoster und präsentierten sich die Kinder ihren Familien und Freunden voller Selbstbewusstsein. Gezielt wurden während der Arbeiten an dem Musical die Talente der Kinder gefördert und die Kinder sind an ihren Aufgaben gewachsen. Ein Projekt, von dem nicht nur die Kinder, sondern das ganze Dorf profitierte.
Weiterentwicklung unserer Arbeit durch Kooperationen
Zusammenarbeit mit Hochschulen
Die Umsetzung eines Programms zur Lebenskompetenzvermittlung ist nur unter Einsatz von qualifizierten, engagierten und aufgeschlossenen Volontären möglich. Deshalb ist ein Grundpfeiler unseres Konzeptes, Studenten zu vermitteln, die sich in einer pädagogischen Ausbildung befinden, eine solche gerade abgeschlossen haben oder ein Studium für Sozialwesen absolvieren. Gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule in Weingarten und der Dualen Hochschule in Stuttgart wählen wir mit Bedacht junge Menschen aus, die unser Programm nicht nur leben sondern auch mitgestalten und damit weiterentwickeln.
Zusammenarbeit von Fischerei, PPP und Stiftung
Unterstützt wird unser Programm von lokalen Kooperationspartnern wie der Fischerei, die der größte lokalen Arbeitgeber ist, hier allen voran der Geschäftsführer Jaco van der Westhuisen. Weitere Unterstützung kommt von dem Komitee „Paternoster Peoples` Partnership“ (PPP), geleitet von der Unternehmerin und nebenberuflichen Sozialarbeiterin Sanita van der Merwe, die in der Vergangenheit vielfältige Aktivitäten und Weiterbildungen für kleine Gruppen von Kindern und Erwachsenen unermüdlich realisierte. Ihre Ideen und wertvollen Erfahrungen fließen in die Konzeption des Programms und werden weiterentwickelt. Gemeinsam gestalten wir das „Paternoster Volunteer Project“.
Der Leseklub – Symbiose von lokalen und deutschen Volontären
Lesen ist der Schlüssel für Bildung. Bildung wiederum ist die Voraussetzung für ein zukunftsorientiertes und erfolgreiches Leben. Daher ist die Förderung des Lesens ein bedeutender Auftrag unserer Stiftung, der auch in Paternoster konsequent umgesetzt wird. Denn leider ist Leseschwäche eines der Grundprobleme, das sich durch alle Altersklassen an der St. Augustine´s Primary School zieht. Und es gibt einige Kinder, die die Grundschule abschließen, ohne Lesen zu können. Seit dem Einzug unserer Volontäre in Paternoster wird täglich in Englisch vorgelesen. Zudem wird Kindern, die lesen können, Raum und Zeit zum Selbstlesen geboten. Mit der Gründung des Leseklubs „Paternoster Story Hook“ wird das Leseangebot durch Anfrikaans komplettiert. Für die Leitung des Leseklubs konnten wir die ortsansässige Journalistin Joan Kruger gewinnen. Sie koordiniert lokale und deutsche Lese-Volontäre. Vorgelesen wird seitdem in kleinen Gruppen und altersspezifisch in Africaans und Englisch.
Volontair-Programm auch für deutsche und südafrikanische Studenten
Im April 2018 wurde die Idee, südafrikanische Studenten in das Volontärsprogramm zu integrieren konkret. Aus diesem Grund initiierten wir die„1st Paternoster Project Conference“, um gemeinsam mit den bestehenden Kooperationspartnern, Vertretern aus Politik und Kirche und Professoren der südafrikanischen Universität in Stellenbosch mögliche Einsatzgebiete für südafrikanische Studenten zu definieren und gemeinsam zu überlegen, welche Kompetenzen den Kindern vermittelt werden sollen, um zukünftig in Paternoster überleben zu können.
Ein Jahr nach dem Start des Programms reisen die ersten deutschen Studenten der Dualen Hochschule Stuttgart nach Paternoster, um mit der Kompetenzvermittlung ganz früh im Leben der Kinder zu beginnen. Die Studenten werden im Kindergarten und der Vorschule am Vormittag vorlesen, die Kinder spielerisch fördern und die Pädagogen im Nachmittagsprogramm an der Grundschule unterstützen. Zum ersten Mal wird es dank dieser Studenten einen Schwimmunterricht für die Schulkinder geben. Denn weder die Fischer, die täglich auf das Meer hinausfahren noch die Kinder haben bisher schwimmen gelernt. Ein Schwimmbecken gibt es in Paternoster nicht. Zum Schwimmenlernen ist das Meer zu rau, ganzjährig zu kalt und das Wetter zu unbeständig. Deshalb suchen wir weltweit nach Sponsoren für den Bau eines Trainings-Schwimmbeckens in Paternoster. Gemeinsam mit der Schulbehörde in Vredenburg suchen wir nach einer Lösung, wie das 20 km entfernte Schwimmbecken, das von zwei anderen Schulen genutzt wird, auch von uns vorübergehend genutzt werden könnte.